Heute weichen wir mal etwas von unserem Kernthema ab zu einem anderen Thema, das uns sehr am Herzen liegt:
Reboarder, rückwärtsgerichtete Kindersitze, mit denen Kinder bis zu 5-mal sicherer unterwegs sind als in anderen Kindersitzen.
Als unsere Kinder aus der Babyschale herauszuwachsen drohten, begann die Suche nach einem Folgesitz. Mehr durch Zufall bin ich damals in einem Forum auf Reboarder gestoßen und nach kurzer Recherche war klar: Das brauchen wir und nichts Anderes. Mit dem Video waren dann schnell auch der Rest der Familie überzeugt und das Geschenk zum ersten Weihnachtsfest stand fest.
Warum Reboarder?
Rückwärtsgerichtete Kindersitze reduzieren die Gefahr schwerer Verletzungen bei einem Frontalunfall um ca. 90 %. Ein vorwärtsgerichteter Kindersitz reduziert die Gefahr einer schweren Verletzung nur um ca. 60 %.
Laut Unfallstatistik sind knapp 58 % der tödlichen Unfälle Frontalunfälle. Hier wirken die größten Kräfte auf die am Unfall beteiligten Fahrzeuge und Insassen. Bei einem Frontalunfall fliegen die Kinder in einem vorwärts gerichteten Kindersitz nach vorne, die Zugkraft zieht am Körper und es wirken große Kräfte auf die Wirbelsäule. Bei einem Reboarder wird das Kind in seinen Sitz gedrückt und die Energie verteilt sich auf den gesamten Oberkörper.
Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass der Kopf bei Kindern im Verhältnis zum restlichen Körper um ca. 15-20 % größer ist als bei Erwachsenen. Gleichzeitig ist die Muskulatur bei Kindern weniger ausgeprägt. Somit spielen zwei Faktoren zusammen, die sich im Falle eines Unfalls ungünstig auswirken können. Wenig Muskulatur muss viel Gewicht halten.
Auch beim Seitenaufprall wie in ca. 39 % der schweren Unfälle haben rückwärtsgerichtete Kindersitze einen Vorteil. Unfälle mit Seitenaufprall werden in der Regel vorhergesehen und der Fahrer versucht stark zu bremsen. Beim Reboarder wird das Kind wieder in den Sitz gedrückt und die Seitenbacken schützen das Kind. (Quelle: reboarder-kindersitze.info)
Mein Baby mag die Babyschale nicht.
Unter den größten Bedenken, die ich zum Thema Reboarder zu hören bekomme, ist der Einwand, dass das Baby bereits in der Babyschale unzufrieden sei und sicherlich nicht länger rückwärts fahren möchte. Die Unzufriedenheit von Babys hat sehr oft mit der liegenden Position und der mangelnden Sicht in der Babyschale zu tun. In Reboarder haben die Kinder eine sehr gute Rundumsicht, da ihnen sowohl die Seitenfenster als auch die Heckscheibe zur Verfügung stehen. Je nach Modell können die Kinder auch bereits sehr früh (zum Teil ab Geburt) in den Reboarder umziehen, was die Sitze gerade für unzufriedene Babys zu einer guten Option werden lässt.
Von einem kompletten Verzicht auf eine Babyschale zu Gunsten eines Reboarders raten die Fachleute aber ab. Gerade für Neugeborene ist die liegende Position der Babyschale wesentlich gesünder und sicherer.
Gerade die Frage der Sicht durften wir diesen Sommer live erleben.
Unsere große Tochter ist mit 5,5 Jahren in einen vorwärtsgerichteten Sitz umgezogen. Eine der ersten Fahrten war die Rückfahrt von Graz nach Vorarlberg und der Neid auf die kleine Schwester, die weiter die Aussicht aus der Heckscheibe geniessen durfte, war groß (und umgekehrt der Neid auf die große Schwester für deren Blick auf das Navi).
Reboarder brauchen mehr Platz.
Reboarder ist nicht gleich Reboarder. Auch da gibt es ein sehr breites Angebot an Modellen, die alle einen unterschiedlichen Platzbedarf haben. Grundsätzlich ist aber für nahezu jedes Auto ein passender Reboarder zu finden, der auch Beifahrern und Fahrern genügend Platz lässt.
Wichtig ist dabei auch immer den Platzbedarf eines vorwartsgerichteten Sitzes realistisch einzuschätzen und den von den Hersteller angegebenen Mindestabstand zum Vordersitz nicht zu unterschreiten.
Persönlich fahren wir sowohl einen Kombi mit einem relativ großen Innenraum als auch einen Kleinwagen mit nennen wir es mal begrenztem Platz. In beiden Autos passen ohne Probleme dieselben Sitze und sowohl ich als auch mein großgewachsener Mann haben mehr als genug Platz.
Reboarder sind teuer.
Ja, Reboarder sind teurer als ein Billigsitz aus dem Discounter und vielleicht auch teurer als der eine oder andere vorwärtsgerichtete Sitz aus dem Fachhandel. Aber die Zeiten, in denen ein Reboarder sehr teuer war, sind zum Glück auf Grund der erhöhten Popularität vorbei und es besteht auch die Möglichkeit „günstige“ Sitze zu kaufen.
Reboarder sind je nach Modell bis zu 25 kg zugelassen, diese lange Nutzungszeit macht sich auch bezahlt.
Beraten lassen!
Das Angebot an Reboardern ist viel größer als man annimmt. Und nicht jeder Sitz passt ins jedes Auto und zu jeder Familie. Wir empfehlen deshalb unbedingt eine Beratung in Anspruch zu nehmen.
Sei dies beim Fachhandel (z.B bei Sonja Schimböck von www.zwergperten-shop.at oder bei Anne Holtkamp von den Zwergperten in Wörgl) oder bei engagierten Mitgliedern des Reboarder-Verein, deren Homepage auch eine sehr gute Quelle für verschiedenste Informationen rund um das Thema Reboarder ist und dessen Infomappe einen schnellen Überblick gibt.
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